Die Sache mit der Liebe

Es ist sicher nicht mein bester Text. Aber er spiegelt eine Wahrnehmung sehr gut wieder.
Beim Einkaufen, beim Spazieren, ob Bus oder Bahn. Überall sieht man sie. Verliebte Paare. Und in der Regel möchte ich brechen. Einfach nur brechen. Man sieht die frisch verliebten Paare die sich im Bus fast auffressen, im Park sich die herzlichsten aller Liebesschwüre entgegen brettern ohne darüber nachzudenken, was Liebe eigentlich ist.
In meinen Augen liegt liebe nicht einfach nur im Gefühl. Oder schlimmsten Falles sogar nur im Bett. Liebe ist weder rein körperlich noch rein psychisch. Liebe umfasst mehr. Und mich beschleicht immer mehr der Eindruck, dass Liebe wahnsinnig reduziert wird. Liebe ist optisch geworden. Oberflächlich. Reduziert. Es macht mich traurig.
Bist Du Dick (ich wollte Fett schreiben. Aber es hätte abwertend rüber kommen können), zu dünn, nicht “schön” oder sonst irgendwelche “negativen” Oberflächlichkeiten, bist Du heute schon abgeschrieben. Intelligenz, Hobbies, Gefühle spielen heute scheinbar keine Rolle mehr.
Dies spiegelt sich auch in den Zahlen der Eheschließungen wieder:
Seit dem Jahr 2000 haben sind die Eheschließungen zurückgegangen. Ich vermute, und es ist lediglich eine Vermutung, dass diese Zahl auch wiederspiegelt, dass sich die Paare heutzutage auch schnell trennen, um sich von Unbequemlichkeiten zu “befreien”. Auch im Bekanntenkreis, beziehungsweise was man Bekanntenkreis in Zeiten von Facebook und Twitter nennen kann,  finde ich, dass man zu schnell Dinge aufgibt aufgrund von Oberflächlichkeiten.
Was ist Liebe für mich?
In den letzten, sagen wir mal 15, Jahren hatte ich einige Beziehungen. Ich habe jede einzelne Person von ganzem Herzen geliebt. Oberflächlichkeiten waren mir nicht wichtig. Ihr glaubt mir nicht? Es ist aber so. Nicht alle meine Beziehungen hätten einen Schönheitswettbewerb gewonnen. Na gut … für mich schon. Was aber eher daran liegt, dass für mich “Schönheit” woanders liegt.
Die Männer die mit mir, wenn auch nur eine Zeitlang, das Leben geteilt haben, haben mein Interesse geweckt. Sie waren Humorvoll, liebevoll und haben mich zum lachen gebracht. Sie waren wundervoll jeder auf ihre Weise. Wenn sie auch, im Nachhinein betrachtet, schwere Fehler hatten oder begangen haben.
Auch mein neuer Mann, der im November in mein Leben getreten ist, hat seine optischen Fehler, obwohl es für mich weniger “Fehler” sind, sondern eher liebevolle Makel. Aber ich habe mehr gesehen als nur die Oberfläche. ich sah den Menschen dahinter. Ich betrachte die Person an sich. Nicht nur die Optik. Um ehrlich zu sein, hat er mich fasziniert:
Er war so wahnsinnig gesprächig. Wir haben ähnliche Hobbies. Er wirkte wahnsinnig Intelligent (was er im übrigen auch ist jedoch nicht ausschließlich im üblichen Sinne.). Aber es war nicht seine Optik. Im Gegenteil. Eigentlich ist er nicht mein Typ. Meine bisherigen Männer waren fast ausschließlich Blond und blauäugig. Dieses mal ist es jedoch anders gewesen. Er ist braunäugig und dunkelhaarig. Und ich liebe ihn. Warum? Er tut mir gut. Sowohl körperlich als auch seelisch.
Ich schweife schon wieder ab. Dies sollte eigentlich nicht Sinn dieses Eintrags sein. Im Gegenteil.
Liebe bietet so viel mehr. Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Teilen von Sorgen, glücklichen Momenten, traurigen Momenten. Das Durchstehen von schweren Zeiten sowie auch guten Zeiten. Das Genießen des Partners seine Gegenwart. Das tiefe Einatmen seines eigenen Geruchs, welcher einen Zufrieden macht. Einem das Gefühl gibt angekommen zu sein. Auch in getrennten Momenten, sowohl räumlich aus auch von Tätigkeiten her, beieinander zu sein. Miteinander traurig oder glücklich sein.
Stattdessen sieht man immer die gleichen Paar-Typen. Das Model und der Muskelprotz. Oder die jungen Leute die noch keine Ahnung haben, wie tiefgründig Liebe eigentlich ist.
Am schlimmsten finde ich jedoch, wie schnell eine Liebe ad akta gelegt wird. Bei kleinen Unstimmigkeiten oder Problemen gibt man auf. Ich für meinen Teil bin ein Kämpfer. Um alle meine Beziehungen habe ich gekämpft. Versucht, wie in der alten Schule, etwas zu reparieren. Selbst dann, wenn es offensichtlich irreparabel ist.
Ich möchte jetzt nicht jedes Paar und jeden jungen Menschen in diese Sparten schieben. Ich hoffe dennoch, dass jemand diesen Text liest und vielleicht auch lernt zu kämpfen oder die Liebe auf eine neue Art und Weise entdeckt. Oder vielleicht erkennt, was man aus einer Beziehung mitnehmen kann.
Ich bin dankbar für jeden Menschen, der in dieser Hinsicht mit mir das Leben geteilt hat. Ich habe viel gelernt. Viel mitgenommen. Und ich hoffe, dass ich endlich den Richtigen gefunden habe.
Hört auf euer Gefühl. Schaut in euch selbst hinein. Fühlt sich etwas richtig an, packt die Gelegenheit beim Schopf. Denkt nicht so viel nach. Schaut nicht nicht nur auf die Hülle, sondern auch in das Herz einer Person. Und am wichtigsten: gebt nicht bei kleinen Problemen auf. Eine Beziehung bedeutet immer Arbeit. Egal ob es nur eine Woche, ein Monat, ein Jahr oder zehn Jahre sind. Es gibt keine Rechtfertigung für vorzeitige Aufgabe. Keine Rechtfertigungen um einfach eine Beziehung wegzuwerfen.
Eine Beziehung ist wie das Leben. Und das Leben bedeutet Kampf.

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1 Kommentar zu „Die Sache mit der Liebe“

  1. Also erstmal toller Beitrag! Hat Spaß gemacht beim Lesen, ich finde du schreibst schön verständlich und v.a. ehrlich! :D
    Zum Thema selber:
    Ich finde man muss da differenzieren nach “Zielen”. Es gibt Menschen, die suchen nur körperliche Liebe, andere brauchen jemanden, der zuhört und die Dritten wollen einfach nur ein “Statussymbol”, um einen bestimmten Eindruck zu machen. (Und dann gibt es natürlich noch x andere Wünsche und Kombinationen aus ebendiesen, jeder Mensch ist einzigartig etc. pp blah ;))
    Vor diesem Hintergrund muss man einfach bedenken, dass für viele Körperliches sehr wichtig ist, weil sie z.B. nur Sex wollen und den Partner als Menschen nicht umbedingt bis ins kleinste Detail schätzen, hauptsache die Chemie stimmt in etwa. In diesem Fall möchte man sich natürlich auch nicht groß um die Lösung von Konflikten kümmern, denn das Verständnis und Mitgefühl füreinander sollten nicht besonders hoch sein…
    Ich persönlich finde das ekelhaft und falsch, aber jedem das Seine, und ich möchte auch niemandem verurteilen, dem etwas anderes als mir am Herzen liegt.
    Ein Problem ergibt sich dann nur, wenn die Ziele bzw. Wünsche der beiden Partner sich nicht überschneiden. Das ist natürlich fatal und führt zu nichts Gutem. Und obwohl ich noch nie verliebt war und erst gar nicht ne Beziehung hatte, ist mir absolut klar wie wichtig es ist, diese Dinge klarzustellen und untereinander zu kommunizieren. Wenn das alle tun würden, wäre einiges viel viel leichter! :D
    Wegen dem Heiraten: ich denke nicht, dass die Menschen insgesamt alle oberflächlicher werden und sich schnell trennen, eher ist m.M.n. einfach die Ehe aus der Mode gekommen und es gibt bestimmt auch etliche “glücklich unverheiratete” Paare. :)
    Was sich geändert hat ihr wahrscheinlich eher die Einstellung zur Heirat. Die Menschen sehen in den Medien, dass Promis sich ständig scheiden lassen und verlieren dadurch diese “unsichtbare Schranke”, die früher bei dem Thema üblich war.
    Und ja, es mag heutzutage schwierig sein, die “wahre Liebe” zu finden, aber ich denke und hoffe mal, dass das immer so war. :D
    In diesem Sinne: viel Glück mit deinem jetzigen Partner und einen wunderschönen Sonntag!

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